Ein Sommer und vier Tage by Popescu Adriana

Ein Sommer und vier Tage by Popescu Adriana

Autor:Popescu, Adriana
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbj
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


Selbst Lewis, der keine Schwäche für eine Uni hat, ist sichtlich beeindruckt, als wir über den Campus laufen und aus dem Staunen kaum mehr herauskommen. An den Orientierungstagen habe ich mir verschiedene Unis angesehen. Nur, um überhaupt mal zu wissen, wie es sich anfühlen könnte. Viele Unis mögen sich gleichen, aber diese hier ist anders. Wir bestaunen die Gebäude, die im Herzen Bolognas liegen und die uns so mächtig und geschichtsträchtig vorkommen.

»Das sieht aus, als wären wir in Hogwarts gelandet.«

Mein Staunen verrät uns. Niemand hier würde uns die Studentennummer abkaufen, viel zu begeistert zeige ich auf die Torbögen und schließe diese Universität in mein Herz.

»Wir sind wohl nicht mehr in Kansas, Dorothy.«

»Nein, Toto, sind wir ganz sicher nicht.«

»Dann folgen wir mal der Yellow Brick Road, was meinst du?«

Doch plötzlich wird mir mit einem Schlag total mulmig.

»Hier ist angeblich eine der besten Fakultäten für Kunst- und Geisteswissenschaften.«

Lewis hat die von mir markierten Stellen im Reiseführer so intensiv studiert, dass man meinen könnte, es würde ihn wirklich interessieren.

»Hast du gewusst, dass Umberto Eco hier auch gelehrt hat?«

Doch ein Blick zu mir reicht aus, um ihn wissen zu lassen, dass er mich mit diesem Faktum nicht überraschen kann.

»Wieso frage ich überhaupt! Welche Fakultät wäre denn deine?«

»Fremdsprachen und Literatur.«

Nicht mal eine Millisekunde muss ich nachdenken und Lewis nickt wissend.

»Was auch sonst. Du weißt so viel über Shakespeare und Konsorten, was anderes kommt ja auch gar nicht infrage. Komm!«

Doch ich zögere, stehe ganz still und folge Lewis diesmal auch nicht, als er Anstalten macht, mich genau zu dieser Fakultät zu führen.

»Ich kann nicht.«

»Klar kannst du. Es gibt Info-Broschüren, die man mitnehmen kann.«

»Nein. Ich kann nicht.«

Obwohl es ein wunderschöner Sommertag ist, und die Sonne unsere Haut zart streichelt, ist mir plötzlich kalt. Meine Hände fangen an zu zittern, was Lewis nicht entgeht. Sein Blick wird eine Spur besorgter.

»Paula? Alles okay?«

Nein, nichts ist okay. Ich will gar nicht mehr hier sein, will einfach nur weg, und das verräterische Brennen in meinen Augen kündigt die Tränen an, die ich vermeiden wollte.

Lewis’ Hand ist schneller als meine Füße, die zur Flucht ansetzen wollen. Er hält meine Hand in seiner und lässt mich nicht davonrennen.

»Es ist nur eine Uni. Wir schauen sie uns bloß an. Nicht mehr und nicht weniger.«

»Nein, du verstehst nicht! Ich will nicht sehen, wie toll es hier ist und wie es hätte sein können.«

»Aber vielleicht wird es ja doch mal so.«

Lewis’ Worte klingen zu verlockend schön, um nicht wahr zu sein. Sobald ich mir ganz kurz vorstelle, wie das Studium hier sein könnte, wenn auch nur für eine kleine Weile, fühlt es sich an, als würden tanzende Affen mit Kokosnuss-Cocktails meinen Körper übernehmen. Ein Lächeln schiebt sich in mein Gesicht. Einfach so.

»Ja, vielleicht.«

»Du könntest die Infoteile deinen Eltern mitbringen und noch mal mit ihnen darüber quatschen.«

Lewis versucht sich an einem beruhigenden Lächeln und obwohl ich weiß, dass meine Eltern mir zuhören würden, habe ich eine panische Angst davor, es anzusprechen. Dabei weiß ich gar nicht so genau, warum.

»Wenn du willst, rede ich mal mit ihnen.«

Lewis. In unserem Wohnzimmer.



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